Mittwoch, 6. Februar 2008, 19:00 - 23:55, Berlin

Die Welt ist nicht mein Dorf - Klappe, Die Dritte

Livingstones Erben - Livingstone's Heirs

Eine Film & Diskussionsveranstaltung vom Sprachenatelier in Kooperation mit iz3w (Informationszentrum 3. Welt)

Fernweh?! - Wir zeigen den Film "Livingstones Erben - Livingstone's Heirs", ein Dokumentarfilm über die lokalen Beschäftigten im Abenteuertourismus am Sambesi (Sambia/Zimbabwe) und ihre Perspektiven auf die post-kolonialen Verhältnisse an den Victoria Fällen, 150 Jahre nach ihrer "Entdeckung" durch den Missionar und Abenteurer Dr. David Livingstone.

Originalfassung: englisch mit deutschen Untertiteln, 76 min, 2007 Directory: Steffen Schülein, Martina Backes, Thomas Cernay Script: Steffen Schülein Interviews: Martina Backes, Steffen Schülein Camera: Oliver Klein Cut: Thomas Cernay Music: Theo Nabicht Subtitles: Steffen Schülein / Martina Backes / Heiko Fischer / Uwe Hagenlocher Protagonist: Vincent Mapulanga

Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine dreitägige Reise zu den verschiedenen Orten und Aktivitäten an den Viktoria Fällen, sei es beim Wildwasserschlauchbootfahren, beim Bungeejumping, am Hotelpool oder auf dem Sunset-Cruise. Erstmalig in der Geschichte des vielfach video-dokumentierten Abenteuertourismus am Grenzfluss zwischen Sambia und Zimbabwe werden die Hierarchien zwischen den lokalen Beschäftigten und den TouristInnen fokussiert. Außerdem geht es immer wieder um die stereotypischenen Vorstellungen der Reisenden vom "wirklichen Afrika", sowie um die Problematik der wirtschaftlichen Entwicklung in der Grenzstadt Livingstone, dem touristischen Zentrum Sambias, das zu den zehn ärmsten Ländern der Welt zählt. Während der filmischen Rundreise, die ausschließlich von den lokalen Akteuren kommentiert wird, wird ein Blick hinter die Kulissen des Tourismus geworfen: Träger und Raftguides erzählen über ihre Arbeit, der Museumsdirektor wirft ein Schlaglicht auf die Kolonialgeschichte und die neokolonialen Arbeitsverhältnisse, die Regierungsverantwortliche erläutert die Investitionspolitik und die Konkurrenzbeziehung zu Zimbabwe. Es kommen jene Akteure zu Wort, die in die Fußstapfen Livingstones treten und als heutige "EntdeckerInnen" und insbesondere als touristische DienstleisterInnen an den Viktoria Fällen "unterwegs" sind und einen Umgang mit dem komplizierten kolonialen Erbe finden müssen - Livingstones Erben.

Hauptprotagonist und Vermittler zwischen den Welten ist Vincent Mapulanga, ein Raftguide, der mittels einer Ausbildung in den USA den Aufstieg vom Träger zum angesehenen Wildwasserschlauchbootführer geschafft hat, für zwei Saisons bei Lemming Tours in Gunglgrün/Tirol arbeitete und heute in Holland als Postbote sein Geld verdient. Er erzählt im Film seine persönliche Geschichte, in der die enge Verbindung von Migration und Tourismus zutage tritt.

Im Anschluss diskutieren wir mit Lotte Arndt, Politikwissenschaftlerin aus Berlin und Mitarbeiterin der iz3w über den Film. Das Kürzel iz3w steht für das informationszentrum 3. welt in Freiburg. Im Zentrum der Arbeit steht die Zeitschrift. Die iz3w ist seit 1970eine der wichtigsten unabhängigen Zeitschriften zu Nord-Süd-Themen im deutschsprachigen Raum. Themen wie Globalisierung, Migration und Rassismus, Entwicklungspolitik und -theorie,Ökologie und Medien, Literatur, Sport und Musik, sowie soziale Bewegungen werden im Lichte des Verhältnisses zwischen Nord und Süd analysiert. Die iz3w versteht sich keineswegs als "neutrale" Quelle für Informationen und Analysen zum Weltgeschehen. Vielmehr kritisiert sie die Ordnung einer Welt, die zwar genügend materielle Möglichkeiten geschaffen hat, um allen Menschen ein vernünftiges Leben garantieren zu können, in der stattdessen jedoch bis heute Milliarden in Elend und Unterdrückung leben.

Diese Veranstaltung ist die Dritte in der Veranstaltungsreihe "Die Welt ist nicht mein Dorf -– Der Mensch in einer globalisierten Welt". Alle drei Wochen (jeweils mittwochs um 19 Uhr) wollen wir Filme zeigen und ein offenes Forum bieten für alle Interessierten, Initiativen und Organisationen zur Diskussion verschiedenster Themen wie Globalisierung, Migration und Umwelt mit Blick auf Menschen und ihre Lebenswelten. Bei Interesse und/oder Anregungen: mail@sprachenatelier-berlin.de (Kontaktperson: Musa Aktas)

Wo?

Sprachenatelier Berlin
Frankfurter Allee 40
10247 Berlin